Warum die Durchführung von Prozessaudits auch in der Einzelfertigung und im Betriebsmittelbau wichtig sind

Stellen Sie sich vor... Sie sind Projektleiter für ein neues Großprojekt Ihres Arbeitgebers, einem Zulieferer in der Automobilindustrie. Mit großen Anstrengungen werden neue Mitarbeiter und Lieferanten ausgesucht und qualifiziert. Alle Produkte, die geliefert und selbst hergestellt werden, sind auf „Herz und Nieren“ berechnet, geprüft, getestet und erprobt worden.

Alles scheint gut vorbereitet zu sein, nichts darf schief gehen oder den Projektverlauf verzögern. Doch dann funktioniert gar nichts mehr! Schuld sind nicht die Produktionsteile, die Lieferanten dazu oder auch der Kunde; nein- die Lieferanten für die Betriebsmittel sind das Problem. Bisher waren diese wichtigen Hersteller unter dem Radar des Unternehmens. Alles ist vorhanden und wartet montiert zu werden, nur die Montagelinie selbst wird nicht zeitgerecht fertiggestellt.

„Wie könnte so etwas passieren?“

Das Radar erweitert sich:

Kaum hat der VDA QMC Anforderungen für die Logistikbranche unter dem Namen Global MMOG/LE (Global Materials Management Operations Guideline / Logistics Evalutation) entwickelt, wird mit dem neuen VDA Band 6.7 nachgezogen, um auch die Hersteller für Betriebsmittel und/ oder in der Einzelfertigung in die Pflicht zu nehmen. Eine Überarbeitung war längst überfällig!

Bisheriger Status Quo:

Gerade Unternehmen aus der Einzelfertigung (Fertigung geringerer Stückzahlen) und im Betriebsmittelbau (Werkzeugbau) sahen sich bisher benachteiligt, wenn es um die Durchführung von Prozessaudits ging. Der VDA Band 6.7 – 2012 fand bisher nur geringe Beachtung. Eine klare Fragenzuordnung wurde genauso vermisst, wie eine bessere Struktur der früheren 5 Kapiteln. „Zu umständlich, zu speziell!“ in Bezug zum klassischen Prozessaudit nach VDA 6.3 war die einhellige Meinung.

Das „Neue“ am VDA Band 6.7:

Das Prozessaudit zum VDA Band 6.7 zeigt eine neuartigen Aufbau und orientiert sich doch an den Prozesselementen nach VDA 6.3. Dabei sind die Prozesselemente in 8, anstatt wie bisher in 5, bzw. 9 Prozesselemente (durch die Unterkapitel in den Prozesselementen 4 und 5) angeordnet. Die „Entwicklung des Produktionsprozesses“ und die Möglichkeit eine Potenzialanalyse, wie im VDA Band 6.3 schon lange etabliert, hatte man bisher vergeblich gesucht. Die „Herstellung“ wurde in „Produktion“ umbenannt. Besonderer Augenmerk wird auf das neue Prozesselement „Integration beim Kunden“ gelegt, dass das bisherige Prozesselement „Prozesse nach Lieferung“ und „Baustelle“ ersetzt hat. Die Fragen sind eindeutig durchnummeriert und folgen doch konsequent dem Aufbau nach dem „Turtle-Ansatz“, wie man das bei Prozessaudits gewohnt ist. Die Fragen sind in der Form angeordnet, dass jede erste Frage dem Output, die 2. Frage dem Input, usw. zugeordnet werden können (siehe Abbildung: „Die 6 Prozessmerkmale“):


Quelle: VDA QMC (VDA Band 6.7)


Zusammenfassung:

Der neue VDA Band 6.7 als Auditstandard für Prozessaudits für den Betriebsmittelbau und der Einzelfertigung macht Laune. Man darf gespannt sein, wie er angenommen wird und inwieweit die Kunden auch für diese Branche Interesse wecken. Bedarf gibt es allemal.