Audits im Fokus: Was genau ist ein Prozessaudit?
Nicht jeder kennt das Prozessaudit. In den Management-Normen, den DIN EN ISO XX001 ist ein Audit immer auf das jeweilige Managementsystem bezogen. Solche Audits, die sich auf Managementsysteme beziehen, wie z. B. zur DIN EN ISO 9001 (Qualität), DIN EN ISO 14001 (Umwelt), DIN EN ISO 50001 (Energie), DIN EN ISO 27001 (Informationssicherheit) haben diese Standards (Normen) als Grundlage und werden als Systemaudits bezeichnet.
Auditiert wird das jeweilige Managementsystem einer Organisation. Dabei muss unbedingt beachtet werden, dass alle Aspekte der Norm auditiert werden, damit man zum Schluss beurteilen kann, ob diese Standards eingehalten werden.
Das Prozessaudit ist seit Jahrzehnten fest in der Automobilindustrie verankert und wird in der Regel viel öfter als ein Systemaudit durchgeführt. Anders als bei einem Systemaudit, kann sich eine Organisation nicht nach einem Prozessaudit-Standard zertifizieren lassen. Vorteile von Prozessaudits sind:
1. Klarer Fokus auf (Prozess-) Risiken
2. Einfache Struktur über Prozesselemente, wie Projektmanagement, Planung und Durchführung, Kundenzufriedenheit, usw.
3. Zu jedem Prozesselement sind Fragen und deren Mindestanforderungen zugeordnet
4. Zu jeder Frage werden Beispiele (zur Umsetzung) gleich mitgegeben
5. Zeitersparnis, da man nicht ein komplettes Managementsystem bewerten muss, bis hin zur Möglichkeit einzelne Prozesselemente separat zu auditieren
6. Bewertungssystematik (10-8-6-4-0) ist einfacher in der Anwendung
7. Spezielle Priorisierung über sogenannte *-Fragen und damit verbunden, eine schärfere Bewertung dieser *-Fragen
8. Über ein mathematisches Ergebnis sind die Erfüllungsgrade in %-Angaben möglich und nicht nur in ein „bestanden“, „fast bestanden“, „nicht bestanden“, wie beim Systemaudit
9. Definierte Abstufungsregeln, sodass einzelne „Ausreißer“ (geringe Punktezahl bei einer oder mehreren Fragen) bestraft wird und nicht nur der Durchschnittswert zählt
10. Zusätzliche Hürde, einer „2/3-Regel“, die besagt, dass mindestens 2/3 aller Fragen eines Prozesselement auditiert werden müssen, damit die Ergebnisse dieses Prozesselements in das Gesamtergebnis einfließen dürfen
11. Möglichkeit, mit Hilfe von definierten Fragen einen Lieferanten vor der Vergabe zu bewerten (Potenzialanalyse)
Alle Prozessaudits orientieren sich an diesen Regeln. Zuallerletzt wird ein Lieferant nicht als A-, B- oder C-„Lieferant“ eingestuft, sondern in „Qualitätsfähig“ (A), „Bedingt Qualitätsfähig“ (B), oder „Nicht Qualitätsfähig“ (C).
Bei der Überarbeitung des letzten VDA 6.3-Bandes wurde entschieden, den Dienstleistungsteil komplett aus dem Band zu streichen. Längere Zeit fehlte dieser Teil. Es war absehbar, dass ein neuer VDA-Band erstellt werden musste, der diesen Bereich abdeckt. Die Fragen des Dienstleistungsteils waren sehr allgemein gehalten, damit sie jeder Dienstleistung gerecht wird. Mit dem VDA-Band 6.8 hat der Dienstleistungsteil einen würdigen Nachfolger gefunden. Der VDA-Band 6.8 fokussiert sich nicht auf die Auditierung allgemeiner Dienstleistungen, sondern ausschließlich auf die logistischen Prozesse eines Unternehmens. Zusätzlich sind im VDA-Band 6.8 einige Besonderheiten eingeflossen, die in den anderen VDA-Bänden für Prozessaudits nicht in dieser Stringenz zu finden sind:
Ganze 168 Fragen haben es in den VDA-Band geschafft, die sich auf 7 Prozesselemente aufgliedern:

Quelle: VDA QMC Unterlagen zu Band 6.8 " VDA 6.8 Prozessaudit Supply Chain"
Das Turtle-Modell ist nicht nur Theorie, sondern alle Fragen sind nach diesem Schema aufgebaut (1. Input, 2. Arbeitsinhalte, 3. Personelle Ressourcen, 4. Materielle Ressourcen, 5. Leistungsindikatoren (Effektivität und Effizienz) und 6. Output).
Beispiel eines Turtle-Models:

Quelle: VDA QMC Unterlagen zu Band 6.8 "Prozesse einfach und übersichtlich darstellen"
Bei einer solchen Wucht an Fragen und Prozesselementen, wird sehr wahrscheinlich kein Prozessaudit im Supply Chain durchgeführt, das alle 7 Prozesselemente beinhaltet. Man stelle sich vor wie viele Tage ein solches Audit dauern würde.
Dies ist weder gewollt noch sinnvoll. Heißt, das Auditprogramm muss sehr genau bestimmen, welcher Fokus ein „Logistik-Audit“ haben soll. Intern ist das sicher leichter zu bewerkstelligen als bei einer Lieferanten-Auditierung.
Bei allem Lob und der Tatsache, dass man endlich einen Standard definiert hat, der sich auf die logistischen Prozesse bezieht, bleibt die entscheidende Frage offen:
„Wie wird dieser neue VDA-Band am Markt angenommen und kann er zum sehr beliebten VDA-Band 6.3: Prozessaudit für die Herstellung (Serienproduktion) von Bauteilen aufschließen?“
Die Erfahrung zeigt, dass wenn ein Kunde ein Thema treibt, der Druck in der Lieferkette entsteht, den Kundenanforderungen gerecht zu werden.
Natürlich benötigt der Markt zuerst ausgebildete Prozessauditoren/-innen.
Diese finden Sie auf unserer Homepage.
Wenn Sie schon im Besitz einer VDA 6.3 Qualifizierung sind, ist es etwas einfacher: VDA 6.8 für VDA 6.3 Prozess-Auditoren/innen
Wollen Sie sich komplett neu qualifizieren, machen wir Sie in 4 Tagen fit: VDA 6.8 – Prozess-Auditor/in – Qualifizierung
Zusätzlich empfehlen wir ein, die Qualifizierung mit einem Zertifikat abzuschließen, für das Sie an einem zusätzlichen Prüfungstag und nach einer bestandenen Prüfung in Händen halten dürfen: VDA 6.8 – Prozess-Auditor/in – Prüfung
Da die Durchführung eines Audits nicht einfach ist und das theoretische Wissen der Inhalte eines VDA-Bandes bei Weitem nicht ausreicht, benötigen Sie einige Erfahrung und eine Auditorenqualifikation, die nach den Regeln und Vorgaben der „Audit-Norm“, der DIN EN ISO 19011 erfolgt ist.
Für ein besseres Verständnis, haben wir eine Grafik erstellt, die zeigt, wie der Weg zu einem/r qualifiziertem/n Prozessauditor/-in erfolgen kann:

Wir freuen uns, Sie bald in einem unserer VDA QMC-Seminare begrüßen zu dürfen.
1-Tag Intensiv-Seminar
VDA 6.8 für VDA 6.3 Prozess-Auditoren/innen
Ihre Referenten: Roland Blank
Die Herausforderung dieses Seminar ist es die VDA 6.3-Prozessauditoren fit für die Prozessaudits in der Lieferkette zu machen. Somit liegt der Fokus auf den Anforderungen, da die Systematik von VDA 6.3 und VDA 6.8 fast 1 zu 1 identisch ist.
4-Tage Seminar
VDA 6.8 – Prozess-Auditor/in – Qualifizierung
Sie lernen die Risiken im kompletten Supply Chain zu erkennen, Abweichungen zu ermitteln und wie Sie einen Auditbericht erstellen bzw. Maßnahmen aus dem Logistik-Audit nachhalten. In 4 Tagen machen wir Sie fit zum/ zur Prozess-Auditor/-in im Supply Chain Prozess.
Prüfung
VDA 6.8 – Prozess-Auditor/in – Prüfung
Sie werden nach bestandener Prüfung in die in Auditoren Datenbank des VDA QMCs aufgenommen und werden als frischer VDA 6.8 Auditor Supply Chain für 5 Jahre zugelassen.