Schokolade oder Fidget-Spinner? – Über das verflixte fünfte S in der 5S-Methode

5S hat sich als grundlegende Methode bewährt, um die Arbeitseffizienz zu verbessern, die Produktivität zu erhöhen und die Arbeitssicherheit zu steigern. Doch ganz so einfach funktioniert die 5S-Methode dann auch nicht.

5S entfaltet nur seine volle Stärke, wenn Sie die Methode konsequent aus- und weiterführen!

5S können Sie auch zu Hause anwenden, wie bereits zum Thema Kleiderschrank gezeigt wurde. Übertragen auf zähe Hausaufgaben kleiner „Mitbewohner“ oder auf Ihre eigene berufsbegleitende Weiterbildung, die abends einfach nicht in Schwung kommen will, wird das Problem besonders deutlich.

Spielzeug und Süßigkeiten außer Sichtweite bringen, Stifte und Papier auf den Tisch, Kopf auf „on“? Das alles ist noch kein Garant für die erfolgreich eingesetzte 5S-Methode. Die Hürde, an der die meisten 5S-optimierten Arbeitsplätze scheitern, ist das fünfte S, die Selbstdisziplin.

Egal WAS, sie gehen immer SO vor:

  • 1S – Selektiere
  • 2S – Systematisiere
  • 3S – Säubere
  • 4S – Standardisiere
  • 5S – Selbstdisziplin

Für eine optimale Lernumgebung, die Ressourcen nutzt, statt sie zu verschwenden kann 5S am Schreibtisch so aussehen:

1S – Sortieren

Teilen Sie alle Materialien, die Sie am Arbeitsplatz benötigen, in drei Bereiche auf:

  1. Was benötigen Sie ständig am Schreibtisch?
  2. Was benötigen Sie nur ab und zu?
  3. Was hat am Arbeitsplatz NICHTS zu suchen?

Dann sortieren Sie um oder aus:

  • Fidget-Spinner, Schokolade = 3 = weg!
  • Unterlage, Bleistifte, Füller = 1 = immer griffbereit
  • Lineal, Zirkel = 2 = an einem schnell erreichbaren Ort

2S – Systematisieren

Nun entscheiden Sie sich für eine sinnvolle und optimierte Ordnung, die zu Ihnen (oder Ihrem Kind) passt. Sie können zum Beispiel Schubladen oder Kästen beschriften und dort nicht benötigte Gegenstände gut auffindbar „verschwinden“ lassen. Ein zugewiesener Platz sollte sich in Sicht- beziehungsweise Reichweite befinden. Auf dem Schreibtisch gilt es zu entscheiden, wie viele Objekte maximal darauf gehören, was noch fehlt, wohin gelegentlich genutzte Objekte kommen usw.:

  • Fidget-Spinner, Rätselheft: in die unterste Schublade!
  • Schokolade, Kekse: gut sicht- aber nicht greifbar, z.B. in eine Glasdose ins Regal.
  • Bleistift und Füller: immer griffbereit auf dem Schreibtisch.
  • Lineal, Zirkel, Ersatzpatronen: in die oberste Schreibtisch-Schublade

3S – Säubern

Jetzt kommt etwas, das nicht nur dem Kind, sondern so gut wie jedem besonders schwer fällt: Die Lernumgebung muss regelmäßig aufgeräumt und vorbereitet werden. Tun Sie das am besten nach getaner Lernzeit, und zwar täglich. Was nicht gebraucht wird, entfernen Sie jedes Mal von der Arbeitsplatte. Ansonsten gilt es, regelmäßig Staub zu wischen und den Platz so sauber zu halten.

  • Kaugummipapier, leere Patronen = weg
  • Schreibunterlage = feucht abwischen
  • Zirkel = zurück in die Schublade
  • Bleistifte = anspitzen usw.

4S – Standardisieren

Die Grundlage ist getan, nun sollte 1-3S zum Standard am Schreibtisch/Lernplatz werden. Statt Standardisierung kann man auch „Rituale “ sagen, dann wird die Sache selbst dem hartnäckigen Zweifler klar: Rituale sind das A und O des menschlichen Zusammenlebens, ob Unternehmenskultur oder Familie. Dazu sollte Ihre schön optimierte Lernumgebung nicht nur Ihnen selbst, sondern auch dem Rest der Familie bekannt sein. So sorgt die Standardisierung auch dafür, dass sich z. B. der Ehepartner an die Regeln hält und den „schnell“ ausgeborgten Radiergummi an seinen Platz zurücklegt.

Fazit: Halten alle die Ordnung am Lernplatz ein, bleibt die Arbeitseffizienz gut, Verschwendung wird vermieden und der Familienfrieden gewahrt.

5S – Selbstdisziplin

Der letzte Schritt ist ein Appell an den „inneren Schweinehund“. Die ersten vier Schritte sollen zur Gewohnheit werden und das fällt bekanntlich besonders schwer. Hier hilft, wenn Sie die Abläufe in den Tagesablauf einbauen. Die erste Zeit kann auch eine Checkliste, die Sie jeden Tag durchgehen, nützlich sein. Keine Sorge, irgendwann benötigen Sie diese nicht mehr, denn dann ist das Sortieren, Ordnen und Aufräumen zum Automatismus geworden.

Das Projekt „Lernumgebung“ ist gemeistert – oder doch nicht?

Das fünfte S „Selbstdisziplin“ ist so ziemlich das schwierigste, doch ohne geht es nicht. Denn dann siegt schnell wieder das alte Chaos. Bis der Prozess „Lernen“ von alleine läuft, müssen Sie womöglich gegen alte Verhaltensmuster ankämpfen. In besonders hartnäckigen Fällen helfen die „Geheimwaffen“ Rituale und Belohnungssystem:

  • Ritual: Kurz vor der ersten Lernaufgabe werden alle Bleistifte gespitzt und/oder Sie wischen einmal mit dem Staubtuch über die Arbeitsplatte. Sie können natürlich auch die Geister der Konzentration anrufen... Für welches Ritual Sie sich entscheiden, bleibt jedem selbst überlassen. Die Hauptsache ist, dass die Arbeit immer mit dem gleichen Ritus beginnt.

  • Belohnung: Fidget-Spinner, Schokolade und Co. sind nicht nur „Störer“, sondern können gezielt als Belohnungsobjekt eingesetzt werden. Ist das tägliche Lernpensum geschafft, dürfen Spielzeug oder Süßigkeit feierlich hervorgeholt und seinem Zweck entsprechend verwendet werden!

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